Hexe

Die Hexen kommen wieder
Zum feministischen Hexenbegriff unter Berücksichtigung Österreichs:

Die Hexe am Traktor | Salzburger Schiachpercht'n und Krampusse | ein Salzburger Brauchtumsverein
Die Hexe am Traktor (Vorderfager Jänner 2022)

„Nichtchristin, unzivilisierte Staatsbürgerin, abergläubisch“ – dies waren bzw. sind bis heute noch wichtige Merkmale für Hexen. Heute sind Aussprüche wie: „Die Hexen kommen wieder!“, oder „Wir erobern uns die Nacht zurück!“, – Mottos vieler Frauenorganisationen.
Erstmals in der Geschichte des Patriarchates können heische Frauen, Frauen mit Selbstbewusstsein, als Repräsentantinnen neuer Weiblichkeit, überdauern. Es ergeben sich heute dramatische Veränderungen in Bezug auf Gedanken, Wahrnehmungen, Wertbegriffe, und besonders im Realitätsempfinden. Im Falle „Hexen“ werden gegenwärtige weibliche Identitätsbestrebungen mit historischen Fakten in Verbindung gebracht (z. B. Unterdrückung von Frauen in der Geschichte unserer Kultur).
Früher war dies ein „selbstmörderisches“ Unterfangen. Die selbsternannten empirischen Hexen von heute haben mit der historischen Hexe, die auf dem Scheiterhaufen verbrannte, wenig zu tun. Diese „modernen“ Hexen hatten sicherlich keine klare Vorstellung von der vergangenen Existenz, da diese Geschichtserkenntnisse schwer zugänglich waren, und darum muss es zu den diffusen geschichtlichen Vorstellungen einerseits und der eigenen Erfahrung der Frauen von heute andererseits ein vorbegriffliches Verhältnis geben.

Die historische Hexe Post festem zu einem Urbild weiblicher Freiheit und Kampfkraft zu erheben, wäre ein Zynismus angesichts ihres millionenfachen Leidens, für das unsere Vorstellungskraft wohl kaum ausreicht.

Die Aktualität des Hexenbildes steht für die heutige Möglichkeit des Widerstandes, die der historischen Hexe versagt war. Die „neuen“ Hexen wollen sich keineswegs mit den Opfern der Hexenverfolgung identifizieren, sondern mit der „Macht“, die auch den historischen Hexen zugesprochen wurde.

Soziologische Überlegungen zum Vorteil als Existenzbedrohung

Die Hexe | Salzburger Schiachpercht'n und Krampusse | ein Salzburger Brauchtumsverein
Die Hexe in der Mühle (Vorderfager Jänner 2022)

Aberglaube und extreme Vorurteile hatten eine Teilschuld an Hexenverfolgungen. Die Welt des Vorurteils ist zeitlos und allgemein. Bei einem Vorurteil wird das Werturteil nicht überprüft, weil man es entweder nicht überprüfen kann oder will. Ein Vorurteil bringt fast immer eine Schädigung oder sogar eine Existenzbedrohung mit sich.

Doch weshalb bringt man Vorurteile auf? Meist deshalb, weil dadurch das positive Selbstbild des Täters erhalten bleibt. Er hat nur geschädigt, vertrieben und sogar ausgelöscht, was ohnehin nicht wert war, der Gemeinschaft anzugehören. Er glaubt sogar, höhere Werte gerettet zu haben. Die Bestrafung wird als Auftrag verstanden. Also hat derjenige, der Vorurteile aufbringt, sogar noch etwas Gutes getan (auch im Gedanken dahin, wenn jemand anderer beschuldigt wird, ist man selbst außer Gefahr, beschuldigt zu werden).

Auch heute noch sind Vorurteile an der Tagesordnung. Dort, wo reale Erklärungen für Vorurteile versagen, sind irreale Lösungssätze bevorzugt. Oft werden dabei dem Opfer Eigenschaften zugeschrieben, die eigentlich der Täter besitzt. Das Vorurteil ist eine unfaire, aber praktische Lösung, ähnlich der Idee des Sündenbockes. Beispiele für Vorurteile in der heutigen Zeit sind noch immer Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Der Zwang zum Geständnis kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, von der realen Folter bis hin zu feinen Strategien des sozialpsychologischen Drucks. Das Gewicht des Vorurteils wiegt schwerer als die beschwerliche Suche nach objektiven Beweisen. Der Vorwurf der Mittäterschaft erdrückt schon im Keim mögliche Kämpfer gegen Vorurteile.

Um Vorurteile zu überwinden, ist Kommunikation ein sehr wichtiger Bestandteil.

Abschied von Hexenwahn und Teufelsglauben.
Die Hexenverfolgung aus der Sicht der heutigen Kirche.

Die Hexen in der Mühle | Salzburger Schiachpercht'n und Krampusse | ein Salzburger Brauchtumsverein
Die Hexen in der Mühle (Vorderfager Jänner 2022)

In einem katholischen Nachschlagewerk von 1933 finden wir den Satz: „Immer aber bleiben Hexenwahn und Hexenverfolgung für die protestantische wie katholische Christenheit, für die weltliche wie kirchliche Rechtspflege, beschämend“. Hexenprozesse sind heute nicht nur ein trauriges Erbe des Mittelalters, sondern auch ein Zeichen einer fehlbaren Theologie.

Was bleibt: Der Hexenglaube in der Theologie und in der Kirche ist endlich begraben worden und geblieben ist das große Bedauern über die Verwirrungen und Auswüchse dieses Aberglaubens, doch freilich bleibt ein Rest an Dämonologie bestehen. (z. B. starb 1976 eine Vierundzwanzigjährige nach längerem Exorzismus).
Auch heute noch gibt es die Teufelsfurcht, wie z. B. ein Rundschreiben der Glaubenskongregation (24. September 1985) oder Gebetsveranstaltungen unter dem Vorsitz von Laien, jedoch im vorgeschriebenen Beisein eines Priesters, beweisen. Laut dem Codex Iuris Canonici darf man ohne ausdrücklicher Erlaubnis des Bischofs keine Exorzismen gegenüber Besessenen vornehmen, doch sollen sich die Gläubigen nicht dadurch abhalten lassen, im „Vater unser“ um die Erlösung von dem Bösen zu beten (Mt. 6,13). Im Jahre 1999 ist der Codex Iuris Canonici dahingehend abgeändert worden, dass zu einem Exorzismus ein Arzt hinzugezogen werden muß. Der Exorzismus an und für sich und die Besessenheit ist nachwievor in der katholischen Kirche Realität.

Zwar scheint für die heutige Theologie der „Abschied vom Teufel“ als gegeben und das dämonische Weltbild der biblischen Zeit überwunden, aber der immer wieder aufflammende Volksaberglaube an das Dämonische nur sehr schwer zu überwinden sein.

Hexenglaube in der Gegenwart

In esoterischen Zeitschriften und selbst in seriösen Wochenjournalen wird immer öfter über die neue Existenz von Hexen berichtet. Vor allem Frauen (bes. Bioanhängerinnen, Feministinnen und Frauen aus der Alternativszene) verbinden mit dem Bild der Hexe nicht das Böse, sondern „die Kraft des Weiblichen“. Bei der Befragung nach der Existenz positiver bzw. negativer Energie kamen die meisten Menschen zu dem Schluss, dass es zwar keine Hexen gäbe, aber dafür böse Leute. Der Begriff „Hexe“ ist tabuisiert und auf ein Relikt einer vergangenen Zeit projiziert, als Symbol der Rückständigkeit.

Der Gedanke, dass es noch immer Hexen unter uns gibt, ruft Emotionen jeglicher Art hervor, Angst und Betroffenheit, Abwehr und Faszination. Eine Hexe ist in einem sozialen System öffentlich gebrandmarkt und meist diskriminiert. Ist jeder, der anders als die Masse ist, eine Hexe? Die Bestandteile des Hexenglaubens der Gegenwart (dem offensichtlich die meisten Menschen angehören) sind Gefühle der Angst (auch vor dem Neuen, Unbekannten), auch die Angst von dem Unbekannten in sich selbst.
Der Begriff Hexe wird meist in einer Fantasiewelt angesiedelt (klare Vorstellungen, z. B. Buckel, schwarze Katze). Die Hexe ist im allgemeinen eine Normbrecherin, die den Bewohnern Angst vor einem möglichen Bruch der bestehenden Ordnung vermittelt. Ihr Anderssein ist die Ursache dafür, dass sie als Hexe angesehen wird.

Einer Beschuldigung liegt immer ein sozialpsychischer Konflikt zugrunde. Unerklärbare Ereignisse, Krankheiten und Unglücksfälle werden verstehbar. Man hat einen Schuldigen. Heute wie in der Vergangenheit gibt es für diesen Konflikt keine Lösung. Das Ende dieses Konfliktes ist heute zwar nicht mehr der Scheiterhaufen, er mündet aber stets in der sozialen Isolierung. Ein Wohnungswechsel oder sogar Selbstmord scheint für manche ein Ausweg zu sein. Auf alle Fälle führen solche Beschuldigungen für den Betroffenen zu psychischen wie physischen Krankheitsbildern.

Der Glaube, dass eine Behinderung der Beweis einer vermuteten Teufelsbuhlerei ist, lebt nach wie vor sehr hartnäckig in unserer Gesellschaft weiter und verursacht das schlechte Verhältnis zu Behinderten. Im Gegensatz dazu steht die Feministin. Sie wagt es, sich gegen die gesellschaftlichen Normen aufzulehnen. Sehr oft fühlen sich Frauen von der außerhalb der Ordnung stehenden „freien Frau“ bedroht. Für die als Hexe diskriminierte Frau zeichnet sich eine Gefährdung in einer ungleichen Geschlechterdifferenzierung und sexistischen Kultur ab.

Hexe am Salzburger Christkindlmarkt Foto: Neumayr/Leo 5.12.2018
Hexe am Salzburger Christkindlmarkt Foto: Neumayr/Leo 5.12.2018

Zu einer anderen Kategorie zählen Menschen, die sich mit ihren positiven Kräften den Lebensunterhalt verdienen (z. B.: Heiler, Wahrsager, Pendler, usw.). Diese Personen bezeichnen sich aber nicht selbst als Hexen.. Andere wiederum behaupten von sich, schwarze Magie betreiben zu können. Die „modernen Hexen“ sind ein neuer Trend.

Der Gedanke, dass es noch immer Hexen unter uns gibt, ruft Emotionen jeglicher Art hervor, Angst und Betroffenheit, Abwehr und Faszination. Eine Hexe ist in einem sozialen System öffentlich gebrandmarkt und meist diskriminiert. Ist jeder, der anders als die Masse ist, eine Hexe? Die Bestandteile des Hexenglaubens der Gegenwart (dem offensichtlich die meisten Menschen angehören) sind Gefühle der Angst (auch vor dem Neuen, Unbekannten), auch die Angst von dem Unbekannten in sich selbst.

Der Begriff Hexe wird meist in einer Fantasiewelt angesiedelt (klare Vorstellungen, z. B. Buckel, schwarze Katze). Die Hexe ist im allgemeinen eine Normbrecherin, die den Bewohnern Angst vor einem möglichen Bruch der bestehenden Ordnung vermittelt. Ihr Anderssein ist die Ursache dafür, dass sie als Hexe angesehen wird.

Einer Beschuldigung liegt immer ein sozialpsychischer Konflikt zugrunde. Unerklärbare Ereignisse, Krankheiten und Unglücksfälle werden verstehbar. Man hat einen Schuldigen. Heute wie in der Vergangenheit gibt es für diesen Konflikt keine Lösung. Das Ende dieses Konfliktes ist heute zwar nicht mehr der Scheiterhaufen, er mündet aber stets in der sozialen Isolierung. Ein Wohnungswechsel oder sogar Selbstmord scheint für manche ein Ausweg zu sein. Auf alle Fälle führen solche Beschuldigungen für den Betroffenen zu psychischen wie physischen Krankheitsbildern.
Der Glaube, dass eine Behinderung der Beweis einer vermuteten Teufelsbuhlerei ist, lebt nach wie vor sehr hartnäckig in unserer Gesellschaft weiter und verursacht das schlechte Verhältnis zu Behinderten. Im Gegensatz dazu steht die Feministin. Sie wagt es, sich gegen die gesellschaftlichen Normen aufzulehnen. Sehr oft fühlen sich Frauen von der außerhalb der Ordnung stehenden „freien Frau“ bedroht. Für die als Hexe diskriminierte Frau zeichnet sich eine Gefährdung in einer ungleichen Geschlechterdifferenzierung und sexistischen Kultur ab.
Zu einer anderen Kategorie zählen Menschen, die sich mit ihren positiven Kräften den Lebensunterhalt verdienen (z. B.: Heiler, Wahrsager, Pendler, usw.). Diese Personen bezeichnen sich aber nicht selbst als Hexen.. Andere wiederum behaupten von sich, schwarze Magie betreiben zu können.

Hexe & Krampus | Salzburger Schiachpercht'n und Krampusse
Hexe & Krampus (Vorderfager Jänner 2022)